Praxis des Choralgesangs in klösterlichen Knabenschulen des Mittelalters
Choralvortrag – Podiums-Dialog
Notenkenntnisse nicht erforderlich – Praxis des Choralgesangs in Klöstern und Knabenschulen des Mittelalters
Dr. Stephan Klarer, Zürich
Dr. Michael Wersin, St.Gallen
Eintritt frei
Die Veranstaltung wird von der St.Galler Choralstiftung unterstützt.
Viele Jahrhunderte lang beherrschten die Mönchschöre der zahlreichen europäischen Klöster das musikalische Repertoire der Mess- und Stundengebetsliturgie auswendig: Für sämtliche Sonn-, Fest- und Gedenktage des Kirchenjahres gibt es im gregorianischen Repertoire zahlreiche Eigengesänge, die das allgemeine Repertoire (Messordinarium und Psalmodie) ergänzen. Alles in allem kommt eine gewaltige Menge von Gesängen zusammen, die man lange Zeit nicht aufgeschrieben hat, weil es dafür offenbar keine Notwendigkeit gab. Erst im 10. Jahrhundert beginnt – u. a. im Kloster St.Gallen – die Praxis der Musiknotation, die zunächst jedoch noch mehr über die Details der Interpretation als über den Verlauf der Melodien aussagt.
Mit seinem Mönchskonvent, zu dem bedeutende Persönlichkeiten wie z. B. Notker Balbulus gehörten, und seinen Knabenschulen war St.Gallen ein bedeutsamer Ort der Choralpflege. In diesem Vortrag wollen wir uns auf allgemeinverständliche, unterhaltsame Weise dem erstaunlichen Phänomen des Noten-losen Choralmemorierens und -singens nähern und erfahren, inwieweit die zeitgenössischen Quellen Auskunft darüber geben, auf welche Weise man damals diese grosse musikalisch-liturgische Aufgabe bewältigt haben könnte.